A dere Rüebe gseht me guet
wie’s Alter eim verändere tuet
I ha si tagelang gschtudiert
und was i gseh ha gnau notiert

Scho gli am Afang het’s mer gschalte
die Rüebe loot sich nid lang halte
was schön isch gwachse, riif und buschber
isch bald emol nümm ganz so chnuschper
Gliich gohts em Mönsch, chum isch er gross
zerfallt er wieder gnadelos

zerscht bäumt er sich no uf dergäge
und mutiert gar fascht derwäge
Wenn ein sich do nid ständig pflägt
und es bitzeli zu sich luegt
denn artet’s us ganz uf di Schnelle
es wachse Hoor wo si nit selle
Es wachse überhaupt mängs Sache
wo eim denn chönnte Sorge mache

doch denn git’s Teil, die schrumpfen au
sowohl mim Maa als au bi’r Frau
Me gseht’s denn guet und me verstoht
dass jetzte langsam abwärts goht
me cha au mache was me will
irgendwenn nützts nümme vill

Sälbscht wemme no gnueg Wasser trinkt
d’Füechtigkeit im Körper sinkt
si sinkt und er vertröchnet ganz
denn isch es Zyt Mönsch
nimm Dischtanz
Schweizerdeutsche Worte: buschber – wohlauf
Was für e geniali Meditation über‘s alt wärde! Komplimänt!
I ha mi scho gfrogt, wo Du wohl här kunsch. I hät fascht uf Basel tippt, aber dr „Mönsch“ het mi doch lo stutze 😉 Aber offebar bisch doch us der Umgäbig.
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Ich bin vo buebedorf, wohne aber scho lang im st. Galler Rhyntal. Im Moment bin I grad ufem Bruederholz 😀
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Jo, ich bi ganz in dr nöchi vom Joggeli ufgwagse. D´Liebi het bi denn in richtig schwäbischs Meer gführt 🙂 Liechtestei isch aber au e schöns Fläggli ärde.
Dir au e schöne Samschtig, los es dr guet go 🙂
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Isch immer schön e bitzeli heimatlichs Mundart zläse, wenn me jetzt im Dütsche wohnt 🙂 Schön greimt übrigens.
Liebi Griess
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Es goht halt nütt über dHeimet, gäll. Bisch vo Basel/Baselland? I bi dört uffgwagse, wohne jetzt aber au fascht im Ussland….a dr Gränze zu Liechtestei….:-)
hebs guet a däm hüttige Tag!
Brig
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Liebe Brigitta,
ich finde Dein Rübengedicht echt genial.
Du bist ja nicht nur eine Steineversteherin, sondern schaust auch den Pflanzen auf den Leib.
Menschen sehen im Alter sehr oft der einschrumpelnden Rübe ähnlich. Nur ist es uns vergönnt, wenn wir die Erfahrungen unseres Lebens zu schätzen wissen, einen ganz besonderen Ertrag mitzunehmen. Manchen Einschumpelnden spürt man auch an, welcher Art und Qualität dieser Ertrag sein könnte.
Dein Ertrag ist bestimmt Dein Verstehen von steinischem und pflanzlichem Leben. Ich glaube, wenn Mutter Erde Deine Gedichte liest, fühlt sie sich geehrt und verstanden ebenso wie alle Wesen, die an dem Werden und Vergehen von Steinen und Pflanzen mitwirken.
Ich finde einfach klasse, wie Du die Gesetze des Lebens an Steinen und Plfanzen rüberbringst!
liebegrüßevonjohannes
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Danke, lieber Johannes für deine lieben Worte! Du ehrst mich immer und das bedeutet mir viel. Viel wichtiger als Gesetze verstehen ist den Nächsten zu lieben und zu ehren. Danke vielmals!
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Aber Brig! Das arme Rübchen!
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Aber Michael, hätte ich denn reinbeissen sollen!?
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Herrlich 🙂 Das meiste habe ich verstanden, glaube ich.
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Toll, wie ihr Deutschen das Schwiizerdütsche versteht!
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Ja, dann muss man die Rübe jetzt nur noch kompostieren, so wie wir Menschen es ja auch tun. 🙂 Und vielleicht bleibt von uns ja mehr als fruchtbare Erde. Und selbst wenn nicht: Ist Fruchtbarkeit nicht gut genug?
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Dayenu, würde da der Jude sagen und meint damit, es wäre genug gewesen. Dayenu ist ein Ausdruck grosser Dankbarkeit an Gott, der über alles Verstehen dem Volk Israel in seiner Not geholfen und es aus Ägypten herausgeführt hat.
Dayenu ist auch, dass wir über diese Erde wandeln dürfen, fruchtbar sein dürfen, wie du es sagst.
Meine Frage: Ob dies wohl Gott genug ist?
Ich spüre da mehr als Dayenu und ich freue mich darauf. 🙂
Liebe Grüsse
Brig
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„Ich spüre da mehr als Dayenu und ich freue mich darauf.“
Find ich echt berührend!
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Liebe Brig, Super-Analogie! Bin ganz begeistert! Musste laut lachen – wir sind in unserem Alter fast in diesem Zustand angelangt… Distanz wollen wir allerdings noch nicht nehmen! Liebe Grüsse, Elisa
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Oh ja, bleibt noch ein bisschen! So fortgeschritten ist es also doch nicht mit euch 😜
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Eine sinnig-pfiffige „Pflanzenfabel“.
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„Diese Rübe ist ein Mann,
der, weil vertrocknet, nicht mehr kann.“
Köstlich, auch wenn die Rübe ungenießbar geworden ist!
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oh vielen Dank für die Ergänzung!
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FANtastTISCH
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Schwyzerdütsch ist gar nicht so einfach zu verstehen. 😉
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brauchst du noch Hilfe beim Verstehen?
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Nein. Ich habe es gaaaanz langsam nach harter Arbeit verstanden. 😉
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