auf unserer Reise

Vom Anfang bis zum Ende 
auf unsrer langen Reise 
bist Du, der seine Hände 
oft unerkannt und leise 
segnend auf uns legt 

Du weisst um alle Tage 
um jede Not und Freude
Du kennst all unsre Pfade
und was gerade heute
unser Herz bewegt

Und irren wir als Fremde
so oft vorbei am Ziele 
sei Du des Schicksals Wende 
dass durch der Wirren viele
kein Mensch verloren geht

Herbst in Poesie/Novembergrau

Beitrag zum Fotoprojekt „der Herbst“ von Royush

Novembergrau hüllt sich in Schweigen 
rauhe Winde jagen sich
düstere Gedanken fragen
plagen und bedrücken mich
 
Welt, die viel zu gross geworden
Zeit, die rasend schnell vergeht
Schicksal eines jeden Menschen
Erde die sich ewig dreht
 
Leben, dass mich überwältigt
Tod, und ob es weitergeht
Kinder, die geboren werden
Zukunft die vielleicht noch wird
 
Novembergrau hüllt sich in Schweigen
schwer und träge ist das Wort
Donner rollen und der Regen
peitscht die letzten Blätter fort

s’Dorli

Wer ist eigentlich das Dorli? Ich benütze den Namen manchmal, um eine Geschichte zu erzählen. Es gibt sie aber tatsächlich, die Frau, die Dorothea heisst. Liest selbst:

S’Dorli isch im Grund gno jo
en alti Frau, ä bravi
Zytläbens hätt si gärn das do
was hüt ein seit, das darf i

Sie het nie dörfe, het nur welle
Si het’s villicht scho au mol gwogt
und denne gseit:  „I het nid selle!“
und s’schlächte Gwüsse het si plogt

So isch si brav und aapasst bliibe
het all Erwartige erfüllt
vo de Lüüt und vo de Gschiide
und het kei dummi Frooge gstellt

Wie wärs ächt cho in ihrem Läbe
hetti sie vo ihrem Muet
chli zämme gno und chönne säge
das woni dänke, das isch guet?

Das mach i jetze! Ganz egal
was anderi vo mir wei!
Ich han en Traum und mini Wahl
die triff i ganz elei?

Zum Glück isch villes anders hüt
und s‘muess no besser wärde
dr Mönsch isch frei und jede dörf
sich sälber si uf Ärde

Was eine tuet – i würd doch meine
solang’s mit Achtig gescheht
isch richtig und es git ä keine
wo z‘Rächt dergege redt

Wäg däm het s’Dorli do bi mir
e Stimm und no es Läbe
es dörf und was es eus verzellt
isch gwüss nid so drnäbe

Sini Gschichte sind au eusi
mä chas sich spiegle
drinne
und eigentlich – genau das wei si
dass mer eus chli bsinne

lang ist’s her…

Lang ist’s her
als wir noch spielten
unbeschwert und ohne Groll
als wir noch einander neckten
Hände hielten
uns versteckten
und uns suchten überall 

 Lang ist’s her
als eines Tages
plötzlich alles anders war
niemand konnt‘ es mir erklären
was in dich
i
n uns gefahren
irgendwie war’s unfassbar

 Lang ist’s her
in diesen Tagen
als wir noch im selben Haus
einander fremd und feinde wurden
sprachlos
zwischen uns die Mauer
ging’n wir schweigend ein und aus

 Nur einmal war’s
und schicksalshaft
schenktest du mir Wichtigkeit
du ludst mich ein zu deinem Freund
ein Abend nur
und beide wohl
haben wir es dann bereut

 Bald darauf
als unsere Wege
sich getrennt, wars selten mehr
dass wir uns noch angetroffen
Welten waren
zwischen hoffen
denn du fehltest mir so sehr

 Viel später war’s
als wir uns sahen
und es mich unendlich fror
deine spotten Worte trafen
widerhallten
unerträglich
und die Wut stieg mir empor

 doch gestern erst
als ich noch zürnte
fand ich ein gefror’nes  Herz
ich schaut‘ es an und es erzählte
mir von dir
dass ich erahnte
deiner Seele grossen Schmerz

 Heute ist’s
dass ich verstehe
was des Menschen grösster Feind
wenn wir nicht vergeben können
f
rieren wir
anstatt zu brennen
bis wir ganz erfroren sind

 Für immer ist’s
dass ich sie halte
und sie wärmend an mich drück
die Liebe jener Kindertage
wenn wir wollen
lieber Bruder
kommt sie noch zu uns zurück

10656936 - portrait of a cheerful girl and boy hugging fun in outdoor

Bildquelle: https://de.123rf.com/

Ich hatte einen Traum

Ich hatte einen Traum
aus längst vergangen Tagen
jemand ausser Zeit und Raum
wollte mir was sagen:

Wir trafen uns im Treppenhaus
so wie damals
wie es oft geschah
sein Angesicht
uralt war es geworden
überraschte mich
erschreckend war‘s beinah

Das Reden fiel ihm schwer
er brauchte eine Weile
doch ich verstand ein jedes Wort
z
wischen jeder Zeile

Und langsam fuhr er fort:
weisst du noch im alten Haus
du bist zu uns gekommen
junge Frau
wir mochten dich
du warst uns sehr willkommen

Doch deine Welt
sie drehte sich
vor allem um das Deine
du warst voll Leben
voll Ideen
und hattest viele Pläne

Bei uns, da gingst du ein und aus
mit deiner Kinderschar

Ihr fröhlich Lachen
füllt‘ das Haus
ich fand es wunderbar

Nochmals wurde es uns Frühling
im Alter durften wir noch sehn
neues Leben
und die Freude
ja, es würde weiter gehn

Doch dann
du hattest deine Gründe
gingst du für immer fort
und wärest nicht ein einzig Mal
zu uns zurück gekehrt
auch nicht an unser Grab

Als hättest du ihn ausgelöscht
den Ort, den Tag
und seine Menschen
sie haben oft an dich gedacht
mit ihren guten Wünschen

Und an deine Kinder
schmerzvoll war’s,
sie zu verlier’n
das Leben miteinander

DSC06827 (Medium)

für Onkel Karl,Tante Anna und für Hansruedi