Misstrauen

Traut niemandem und nichts!
Nicht den Menschen - sie sind schlecht
und nicht der Welt, denn sie geht unter
Jaja, so ist es recht
fahrt fort -misstraut einander munter!

Das Misstrauen jedem und allem gegenüber – das ist unser Untergang

ein Sommermorgentraum/Haiku

Wie schön ist die Welt
früh morgens- wenn alles schläft
und der Tag erwacht

Durchs offne Fenster
dringt der erste Sonnenstrahl
über die Berge

Vögel, die zwitschern
und der Duft von Röstkaffee
ein Sommermorgentraum

Das Herz hüpft und jauchzt
Ich muss hinaus und tanzen
im taufrischen Gras

Herbst in Poesie/Novembergrau

Beitrag zum Fotoprojekt „der Herbst“ von Royush

Novembergrau hüllt sich in Schweigen 
rauhe Winde jagen sich
düstere Gedanken fragen
plagen und bedrücken mich
 
Welt, die viel zu gross geworden
Zeit, die rasend schnell vergeht
Schicksal eines jeden Menschen
Erde die sich ewig dreht
 
Leben, dass mich überwältigt
Tod, und ob es weitergeht
Kinder, die geboren werden
Zukunft die vielleicht noch wird
 
Novembergrau hüllt sich in Schweigen
schwer und träge ist das Wort
Donner rollen und der Regen
peitscht die letzten Blätter fort

der Welt Heiland

Du bist der Welt
so wie du warst
und willst ihr werden
wie vor alters her
ein Heiland und ein grosser Arzt
barmherzig
all Erlösender

Dir, König, Held und Friedefürst
ewig Vater
dir sei Ehr
so wie du bist
und immer warst
wirst du uns werden 
Liebender


Ich wünsche allen Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest.



Shabbeees!

Shabbeees!

Schöpfer vor Wält
dir ghört alli Ehr
es rüehmt dich d’Erde
und s’himmlische Heer

Du hesch alls gschaffe
du hesch alls tue
hesch d’Wuche gsägnet
de Shabbes und d’Rueh

Sägne du jetze
die Nacht wo chunnt
und sägne de Mond 
am Horizont

Sägne du d’Mönsche
und alles Veh
allem wo rueht, 
mögsch du Friide geh

Sägne de Shabbes
und was er eus bringt
Freiheit zum Sii
schänk, dass es eus glingt

Bewahr eusi Herze
a jedem Ort
sägne d’Gedanke
und eusi Wort

Bewahr euse Nochber
bewahr euse Find
und tröschte du alli
wo truurig sind

Schänk, dass mer wohri
Mönsche wärde
und s’Shabbes wird
uf de ganze Ärde

s‘isch Shabbeees!

Bildquelle Betruf: NZZ, Karin Hofer/ Lünersee Brigwords

Know, who you are
take a break
keep Shabbes

Achterbahn

Ich erinnere mich an das Telefongespräch mit meiner Tochter an dem Tag, wo der Lockdown beschlossen wurde. Ich war ziemlich aufgelöst, da alles, was meinen Alltag glücklich machte, wegbrechen würde.
Meine Tochter sagte: „Mama, hab keine Angst. Es kann nicht so weiter gehen. Die Welt, wie wir sie haben hat keine Zukunft. Endlich fängt etwas Neues an. Freue dich darauf!“
Ihre Worte haben mich immens getröstet und bis heute klingen sie in meinen Ohren nach. Vor zwei Tagen habe ich wieder mit ihr gesprochen und auch über diese Worte, die offenbar nicht nur bei mir, sondern auch bei ihr immer wieder nachklingen. Angesichts der Angst und Unsicherheit, welche parallel mit den Fallzahlen von Covid steigen oder fallen, fiel in unserem Gespräch das Wort Achterbahn.
Genau so fühlt sich die momentane Situation an – wir befinden uns in einer Achterbahn der Hoffnung, der Angst und der Unsicherheit. Aussteigen geht nicht. Und das nächste Looping steht kurz bevor.
Aber vielleicht entdecken wir ja unterwegs, warum wir da drin sitzen, und können der ungewollten Reise sogar etwas Gutes abgewinnen.
Irgendwann ist auch eine Achterbahn zu Ende und man kann wieder aussteigen, Aussteiger werden…

Wir sind hoch hinauf gekommen
jubeln noch in unserem Wahn
und merken dann etwas beklommen
wir sitzen in ’ner Achterbahn

Gleich wird’s richtig unbehaglich
Welt kopfüber, und wir flehn
Manch einem scheint es plötzlich fraglich
ob wir die Talfahrt überstehn

Aber nach dem ersten Schrecken
noch leben wir ja – immerhin
fangen wir an zu entdecken
eigentlich ist’s nicht so schlimm

Ja, es ist fast – darf man’s sagen
beinah befreiend, dieser Schwung
und es schweigen bald die Fragen
mit wachsender Begeisterung

Es nimmt das Leben unerwartet
so plötzlich einen andren Lauf
Die Bahn ist mit uns durchgestartet
und keiner hält sie jetzt noch auf

Hinunter fährt sie bis zum Boden
zum Anfang – ja, wir gehn zurück
der Fortschritt ist erst mal verschoben
doch vor uns liegt der Weg zum Glück

Zusammen sollten wir ihn gehen
in eine Zukunft ohne Wahn
miteinander und verstehen
die Welt braucht keine Achterbahn