de erschti Priis

Min Unggle het en Schiilift gha
am Hügel näb sim Huus
i bi damals nones Chind
es schüchs gsi und es chlis

Fahre hani zwar scho chönne,
breit und beinig uf de Schii
aber bim e Renne gwünne
wär ganz und gar unmöglich gsi

Das hani gwüsst woni verstohle
de Gschänklitisch bestuunet ha
für all wo starte hets döt Priise
schön und wunderbari gha

 Eine het mer bsunders gfalle
aber ebe…s’isch wie s’isch
dä wo gwünnt wird ohni Zwiifel
grad DAS Gschänkli neh vom Tisch

Es isch es Taschelämpli rot
es runds gsi und mit chline
wienes Mariechäferli
mit schwarze Pünktli fine

No nie hani es sones härzig
Tierli gseh zum lüchte
genau das wärs woni grad jetz
zum glücklich si no brüüchte 

Es het mi gwüss grad animiert zum
schnäller si denn je
und so guet is halt ha chönne
bin i abe ufem Schnee

Gnützt hets aber gar nid vill
uf de Lischte wiit wit hinde
jo, die Letschti bini gsi
die Letscht vo allne Chinde

De Unggle het mi denne tröschtet:
„Lueg es het doch gwüss
au für di es chlises Gschänkli
zum Bispil dört die feine Nüss!“ 

De Tisch isch fascht scho abgruumt gsi
won i bi zuenem cho
und gseh – ungläubig- s’Chäferli
de bescht Priis lit no do!

Ganz verläge han en gno
unds nid so rächt verstande
dass niemer, keine usser mir
das Lämpli kuul het gfunde

Sicher ischs en Irrtum gsi
drum hanis schnäll versteckt
villicht hätt ein im nach hinein
de Irrtum no entdeckt 

Wo’s dunkel gsi isch a däm Obe
het es überglücklichs Chind
dihei im Bett under de Decki
mit em Chäferlämpli gspillt

und so zu sich sälber gseit
was kümmeret mich e Lischte
niemert weiss es aber hüt
hani gwunne uf de Pischte

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s’Schneewitli

Im Brockehuus han is entdeckt
s’Schneewitlibuech
es koschtbars Exemplar
genauso alt wie’n ich
und jedi Siite ufklappbar

E sones Buech hett i als Chind
gwüss veruckt gern gha
s’isch mer gsi als wien en Traum
damals, wo’nis  gseh
und drinne blätteret ha

11 (Medium)
s‘Schneewitli drüdimensional
mit sine siebe Zwärge
die bösi Häx, de schöni Prinz
hinter de siibe Bärge
en Sarg us Glas und denne zletscht
am Königshof
es Hochzytsfescht

DSC06726 (Medium)
i han‘s gliebt und s’Bescht –
jetz lit das Buech vor mir!
E Stimm seit liis:
Das chaufsch dr grad
doch denn – g‘sehni de Priis
du mini Güeti isch das tüür!
hundert Schtutz
das isch jo g‘schpunne
x-mol han is dreit ir Hand
und mi denne andersch b’sunne

I bi defür mit miner Tochter
go n’es Kaffi trinke
wägem Buech het si nur gmeint:
huuu, das würd mir stinke
sovill Gäld, es isch no fräch
für alti Büecherwar
Mami, sicher gits das gliiche
woanders no vill billigar

13 (Medium)
Dihei han is em Maa verzellt
er het’s grad sofort gspürt
dass mi de Fund
jetzt halt berüehrt
und seit denn au: „Du liebi Frau
verchopf di nid wäg some Priis
mir gönge‘s morn go hole
denn hesch das Buech
denn isch es diis!“

Am nöchschte Tag im Brockehuus
isch d‘Enttüschig gross
mis Buech isch weg
s’isch niene meh
öpper heg’s grad poschtet
churz nachdem i gange bi
so isch de Bscheid
– es het mi g’fruschtet –
vom Brockibsitzer gsi

15 (Medium)
i han mi grämt und g‘ärgert
dass i so gizig gsi
und das Buech mir nid de Wert
nid wert isch gsi
zum’s sofort mit mir heime neh
fascht brüelt hani i derwäge
und mer gschwore denn:
s‘Nöschtmol losisch uf di Stimm
und schätzisch‘s si nid gring

Am Muettertag nid lang druf abe
chunnt mi Tochter z‘Bsuech
und leit mer fascht a chli verläge
uf‘s Bett es ipackts Buech
i packes us …..s’Schneewitli!

2 (Medium)
Jetzt hett i fascht vor Freud no brüelt
das tuusigs choge  Chind
isch heimlich no am gliiche Tag
is Brocki gange gschwind
hets Büechli kauft und so sin Wert
a säbem Muettertag
ums Vielfach nomol gschteigert
das isch wohl gar kei Frag

Mohamed

Ich suech en Mönsch uf dere Erde

vor langer Zyt han ich ihn kennt

und plötzlich g’spüre ich im Herze

öppis wo ganz dringend brennt

 

Vergiss mich nie, het er mir einisch

gschriibe us sim Heimetland

de Brief hani hüt wieder gfunde

und heb en zittrig i de Hand

 

Er isch en Flüchtling gsi vo vilne

und „gflüchtet“ ja, das bin au i

doch damals simmer alli zäme

mitenand diheime gsi

 

Sither sind vill Johr vergange

wiit ewäg isch säbi Zyt

und vill Schöns isch bliibe hange

wo immer i mim Härze bliibt

 

Und es chlopft, wenn i dra dänke

wenn ich sis Bild und sini Chind

wenn ich si alueg und mich froge

öb ich si ächt no einisch find?

 

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Mohamed Dimassi, heute 64 Jahre alt
und seine beiden Kinder
in Sidon, Lebanon

 

 

 

Grossmuetersäge

Liebe Benia,

wieder bin i wiit wäg, wie vor vier Johr, wo du gebore bisch.
Aber i weiss no de Moment, won i di s’erscht mol i de Arme ghebt han und eusi Blick sich troffe hend…do hani gwüsst, dass mir eus gärn werdet ha und dass du en Mönsch mit emene guete Härz bisch

Benja (Medium)

 

Sig gsägnet liebe Benia
wo d’au immer gosch
din Name soll dich ehre
mit jedem Johr
wo d‘ meh verstosch

du Liebende, sig bhüetet
sig gführt ar guete Hand
vom ewig grosse Vater
du bisch sin Sohn
sis einzigartig Chind

sig muetig chline Maa
was i dir härzlich wünsche
bis stark und gang din Wäg
bliib immer du
en Fründ für alli Mönsche

Dita

Benia bedeutet Sohn Gottes. Er wurde nach einer der Hauptfiguren aus dem Roman „das rote Zelt der Frauen“ von Anita Diamant benannt. Die Geschichte handelt von Dina, die im alten Testament als Tochter von Jakob erwähnt wird und von ihrer Familie. Eine grossartige Erzählung über Leben, Liebe und Leidenschaft. Zum guten Ende taucht Benia auf, ein Wohltäter und Menschenfreund. Er wird Dinas zweiter Ehemann und liebt sie über alles, trotz ihrer schwierigen Vergangenheit.

 

 

Souvenir

Die chlini Dita stoht verlore

im Lädeli grad näbedra

vom Ferielager i de Bärge

und luegt die schöne Sachen a

 

Am liebschte würd sie heime fahre

s’Lager, das isch nüt für si

gäb‘s nid das Maitli, wo si plooget

wär‘s villicht no andersch gsi

 

S‘Lädeli isch wien‘en Troscht

mit sine schöne Sache

und Dita weiss denn plötzlich au

was sie chönnti mache…

 

Ich chauf mir doch es Souvenir

vo mim Feriebatze

und Eis für alli, wo dihei

das würdet‘s sicher schätze

 

Natürlich längt das Gäld nid wiit

nur grad für’s Murmeltier

es bitz enttüüscht drückt si’s an sich

du Chlises – ghörsch jetzt mir.

 

Am Obe nimmt sie alle Muet

goht und frogt de Leiter

„chasch du mir nid…?“

„doch doch, ich chan

es bitzeli chan i“, seit er

 

Jede Tag chauft Dita jetzt, 

im Lädeli es Gschänkli

am Obe sitzt si gwöhnlich denn

bim Leiter uf em Bänkli

 

Und de git ihre immer wieder

no en Batze druf

bis eines Tages meint er denn

„Maiteli, jetzt isch Schluss!“

 

Schluss isch‘s au mit Lagerläbe

Dita isch so froh

d’Gschänkli het si alli packt

d‘Eltere sind scho do

 

Fröhlich seit sie jedem „tschüss“

jetzt cha si wieder lache

und dihei – was werdet‘s ächt

für grossi Auge mache?

 

Wenn Dita denn us ihrem Sack

die schöne Gschänkli nimmt

und jede vor Familie

vo ihre eis bechunnt?

 

De Vati ladet d‘Koffer uf

„hesch au nüt vergässe?

Mir wei fahre,“ seit er denn

„und nöime no go ässe.“

 

Dita isch versöhnt mit sich

es isch doch ganz guet gloffe

do chunnt de Lagerleiter no

und sait:

„Ei Rächnig wär no offe…“

16016959 - cute ground squirrel in banff national park, canada

Bildquelle: https://de.123rf.com/

 

 

Trottinett

Ganz stolz fahrt mit em Trottinett
die chlini Dita, will si wett
für s‘Mutti Milch go hole go
und sie weiss – sie cha das scho

de Weg isch zwar scho no chli wiit
vill wiiter as de Chindsgi liit
und drüü Liter, s’isch z‘ bedänke
sind no schwer, wemme mues länke!

Will s’Chessi, wo am Länker hangt
ebe uf all Site schwankt
chunnt’s genauso wie’s mues cho
Dita loht de Länker go

s‚Trotti fahrt nämlich bereits
am Rand in d’Rinne und denn leit‘s
das arme Chind samt Milch und Trotti
ab uf d‘Stross und das gseht s’Lotti

Sie gseht, wie Dita brüelt und d’Träne
abe rinne, s’sich e Szene!
D‘ Milch rinnt au, das arme Chind,
wer isch es jetzt, wo Milch hei bringt?

s’Lotti chunnt scho usem Huus
sie isch au Muetter, si chunnt druus
schnäll hilft si em Chind uf d‘Bei
und drückt ihm Gäld in d’Hand, es sei,

seit sie, doch nid so schlimm
das cha passiere, chumm, do nimm
de Batze und gang gschwind nomol
me füllt dir s’Chessi wieder voll

Dita nimmt no ganz benomme
S‘Chesseli und s’Trotti zämme
und luegt ganz schüüch zur liebe Frau
d’Frau, die lacht… und Dita au

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verbunden

Was ist es, was ich fühle
nach vielen Jahren noch?
in mir
ich spüre es ganz deutlich
lebendig, nah und doch…

ist mir nicht dein Leben
längstens unbekannt
Freundin
was war es überhaupt
was damals uns verband? 

So oft ich an dich denke
stürmt es auf mich ein
und heut‘ in meinem Träume
riefst du mich plötzlich an:

Ich hielt den Hörer fest
in meiner Hand und lauschte

Stille

du sagtest gar kein Wort
nur die Verbindung rauschte

Für einen Augenblick

sah ich die Kinderschar

im Traum

die Deinen und die Meinen

als ob es gestern war

Wie liebte ich die Tage

die wir bei euch verbracht

Jahr für Jahr

dass es nicht so bliebe

hätt ich nie gedacht

Ich bat dich doch zu sprechen
doch blieb die Leitung still
schliesslich 
hab ich unterbrochen
mit mulmigem Gefühl 

Noch Tage später war es mir
als würd im Augenblick
das Telefon
als müsste es doch klingeln
und der Traum käm noch zurück! 

Er kam nicht, doch traf׳s mein Herz
als ich es spät erfahren
das Schweigen damals
war dein Schmerz
dein Kind – hast du verloren

in Verbundenheit für Tabita und Omer

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Bildquelle: https://de.123rf.com/

 

lang ist’s her…

Lang ist’s her
als wir noch spielten
unbeschwert und ohne Groll
als wir noch einander neckten
Hände hielten
uns versteckten
und uns suchten überall 

 Lang ist’s her
als eines Tages
plötzlich alles anders war
niemand konnt‘ es mir erklären
was in dich
i
n uns gefahren
irgendwie war’s unfassbar

 Lang ist’s her
in diesen Tagen
als wir noch im selben Haus
uns zu fremden Menschen wurden
sprachlos
zwischen uns die Mauer
ging’n wir schweigend ein und aus

 Nur einmal war’s
und schicksalshaft
schenktest du mir Wichtigkeit
du ludst mich ein zu deinem Freund
ein Abend nur
und beide wohl
haben wir es dann bereut

 Bald darauf
als unsere Wege
sich getrennt, wars selten mehr
dass wir uns noch angetroffen
Welten waren
zwischen Hoffen
wünschte ich’s mir noch so sehr

 Viel später war’s
als wir uns sahen
und es mich unendlich fror
deine spotten Worte trafen
widerhallten
unerträglich
und die Wut stieg mir empor

 doch gestern erst
als ich noch zürnte
fand ich ein gefror’nes  Herz
ich schaut‘ es an und es erzählte
mir von dir
dass ich erahnte
deiner Seele grossen Schmerz

 Heute ist’s
dass ich verstehe
was des Menschen grösster Feind
wenn wir nicht vergeben können
f
rieren wir
anstatt zu brennen
bis wir ganz erfroren sind

 Für immer ist’s
dass ich sie halte
und sie wärmend an mich drück
die Liebe jener Kindertage
wenn wir wollen
lieber Bruder
kommt sie noch zu uns zurück

10656936 - portrait of a cheerful girl and boy hugging fun in outdoor

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Ich hatte einen Traum

Ich hatte einen Traum
aus längst vergangen Tagen
jemand ausser Zeit und Raum
wollte mir was sagen:

Wir trafen uns im Treppenhaus
so wie damals
wie es oft geschah
sein Angesicht
uralt war es geworden
überraschte mich
erschreckend war‘s beinah

Das Reden fiel ihm schwer
er brauchte eine Weile
doch ich verstand ein jedes Wort
z
wischen jeder Zeile

Und langsam fuhr er fort:
weisst du noch im alten Haus
du bist zu uns gekommen
junge Frau
wir mochten dich
du warst uns sehr willkommen

Doch deine Welt
sie drehte sich
vor allem um das Deine
du warst voll Leben
voll Ideen
und hattest viele Pläne

Bei uns, da gingst du ein und aus
mit deiner Kinderschar

Ihr fröhlich Lachen
füllt‘ das Haus
ich fand es wunderbar

Nochmals wurde es uns Frühling
im Alter durften wir noch sehn
neues Leben
und die Freude
ja, es würde weiter gehn

Doch dann
du hattest deine Gründe
gingst du für immer fort
und wärest nicht ein einzig Mal
zu uns zurück gekehrt
auch nicht an unser Grab

Als hättest du ihn ausgelöscht
den Ort, den Tag
und seine Menschen
sie haben oft an dich gedacht
mit ihren guten Wünschen

Und an deine Kinder
schmerzvoll war’s,
sie zu verlier’n
das Leben miteinander

DSC06827 (Medium)

für Onkel Karl,Tante Anna und für Hansruedi