Ich liebe den Herbst
als Jahreszeit
als Zeit meiner Geburt
und als Zeit in meinem Leben
Es ist die Zeit der Ernte
die uns so vieles schenkt
Es ist die Zeit
wo sich das Schöne nochmals
in einer unglaublichen Intensität präsentiert
Es ist die Zeit
des Geniessens und Feierns
Es ist aber auch die Zeit
des Abschiednehmens
Zeit der Rückschau auf das Vergangene
und des Bewahrens aller schönen Erinnerungen
Es ist die Zeit
des Bewusstwerdens der irdischen Vergänglichkeit
und des dankbaren Insichkehrens
Nicht zuletzt ist auch die Zeit
des Vertrauens - ja, des Wissens
über den neuen Frühling, der kommen wird
Darauf freue ich mich schon jetzt
Mitten im Lockdown
über den Grenzzaun
Sorry, ich musste
einfach mal abhaun
Nicht links und nicht rechts schaun
flugs durch den Luftraum
dem Herzen folgen
und einfach vertraun
England, April 2021
die stärkste Erfahrung
die ich während der Pandemie gemacht habe:
Trotz nationalem Lockdown durch die Passkontrolle kommen
und nach Monaten endlich meinen Lieblingsmenschen wiedersehen
Es gibt Dinge die mich seit Jahren treu begleiten wertvolle und geliebte Erinnerungen Fenster in die Vergangenheit
Es gibt andere Dinge die sich um mich herum verändern sie inspirieren, fordern mich heraus lassen mich kreativ sein in der Gegenwart
und dann gibt es Dinge die sich von mir verabschieden Sie setzen mich frei, schaffen Raum für Dinge die noch kommen sollen in der Zukunft
Aus meiner Zeit als Aushilfsreligionslehrerin: Selbstgedrehte Schnur mit Perle, welche ich von einem kleinen Jungen zum Abschied bekommen habe. Sie war in einer schmucken Zündholzschachtel verpackt, die leider nicht mehr auffindbar ist Jedesmal wenn ich die Schnur in den Händen halte, sehe ich des Jungen leuchtenden Augen Ich glaube, er hat mich ein bisschen geliebt, aber er liebte auch die Geschichten aus der Bibel, die ich den Kindern erzählen durfte
Hast du eine Ahnung von deinen Ahnen? Kennst du sie alle mit Namen? Ihre Familien und ihre Fahnen? Wann sie gelebt, in welchem zeitlichen Rahmen? Weisst du woher sie kamen auf welchen Bahnen? Ob manche wohl eine schiefe oder sich gleich das Leben nahmen?
Hast du jemals erfahren wer sie waren? Was sie beruflich unternahmen? Waren sie Freie? Herren? Waren sie Untertanen?
Kannst du erahnen die Dramen die damals waren? Und gibt es solche die dich ermahnen?
Weisst du von welchem Samen du…?
Was wirst du bewahren von dem was du weisst von deinen Vorfahren?
Meine Ururgrosseltern väterlicherseits Johannes und Karolina sie hatten 18 Kinder!
Eines von ihnen war Emma, meine Urgrossmutter Sie arbeitete tagein tagaus als Posamenterin (Seidenbandweberei) am Webstuhl, derer ganze drei in der grossen Stube standen Für 10 Stunden pro Tag gab es 10 Fränkli Mein Vater erzählt, dass sie als Kinder oft mithelfen mussten
Mein Grossmutti mütterlicherseits Sie hatte 10 Kinder gross gezogen, 2 Webstühle bedient. Der Grossvater war Alkoholiker und starb bevor ich geboren wurde. Jahrelang musste sie ihr Gesicht verbinden, da sie an Hauttuberkulose litt Die letzten fünf Jahre ihres Lebens durfte sie bei uns verbringen. Ich erinnere mich gerne an ihre fröhliche Art, und dass wir mit ihr gesungen haben Noch sehe ich sie vor dem Lavabo sitzen mit ihren langen schneeweissen Haaren, die ich immer gerne gekämmt habe. Meine Mutter sagte dann oft: Vor einem grauen Haupte sollst du aufstehen und vor einem weissen Haupte niederknien.
Was eimol isch gsi und denn lang nümm, isch plötzlich wieder dis Lache, di Stimm Du bisch es, isch’s möglich nach so langer Zyt gsehn ich dich wieder, dass es so öppis git! Vertraut und doch neu, zwüsche nöch und no fern gschpüre mer bedi, mir hend eus no gern
für meinen Schulschatz (mit Blume in der Hand) den ich nach 45 Jahren wieder getroffen habe
Oft, wenn ich in der Eisenbahn sitze und zum Fenster hinaus schaue ziehen die Erinnerungen vorbei Stationen meines Lebens Ich denke gerne zurück
an all die unvergesslichen Momente manchmal lächle ich
und träume manchmal trifft mich auch ein leichter Schauer
dann atme ich tief durch und steige wieder aus ins nächste Abenteuer