
Das Emmeli war unser Familienbäbi. Wie es in unsere Familie kam, weiss niemand mehr. Vielleicht gehörte es dem grossen Bruder von Dita, aber auch das kann keiner mehr mit Sicherheit sagen. Er erhob allerdings Anspruch auf das Bäbi, besonders dann, wenn Dita oder ihre kleinere Schwester damit spielen wollten. Es war sein’s.
Dabei hatte er keine Ahnung von Bäbis. Er dachte, es freut das Bäbi, wenn man es entführt und ihm mit einem rosaroten Filzstift das Gesicht voll malt und es dann auslacht. Emmeli konnte sich ja nicht wehren, aber Dita kann sich gut an das Entsetzen erinnern, als der Bruder mit einem stolzen Grinsen die Tätowierung auf Emmelis Kopf vorführte. Ein Aufschrei der kleinen Mütter rief die grosse Mutter herbei. Sie schrie auch und versuchte gleich mit allen Mitteln, das Bäbi wieder sauber zu kriegen. Leider mit wenig Erfolg. Es sah aus, als würde das Emmeli sein Leben lang gezeichnet bleiben. Dita war untröstlich.
Aber Dita war ein gutes Mütterchen. Sie hatte das Emmeli trotzdem sehr lieb. Sie pflegte und hätschelte das Bäbi und später nähte es ihm sogar selber Kleider. Vielleicht gerade wegen dem Unglück, dass ihm widerfahren war, wurde es zum allerliebsten Bäbi und behielt seine Position selbst inne, als andere Bäbikinder dazu kamen. Mit den Jahren verblassten die „Narben“ auf seinem Gesicht und es lebte noch viele Jahre. Es sah sogar noch die Kinder von Dita. Wie es ums Leben kam, weiss auch keiner mehr so genau. Dita fürchtet, dass ihm etwas zugestossen ist. Geblieben ist noch der Stuhl, auf welchem Dita damals das Emmeli gefüttert hat. Er steht im Keller und wenn Dita ihn herumschieben muss, denkt sie immer an das Bäbi mit dem rosa tätowierten Kopf zurück. Und auch an den Ziegenpeter. Der hat auch mit diesem Stuhl zu tun. Aber das ist eine andere Geschichte…