Jeder, der sich auf eine mehrtägige Bergtour begibt, ist sich der einfachen Übernachtungen in den Berghütten bewusst. Oft gibt es nur einen Raum mit Massenlager. Im Sommer sind die Schlafplätze meist allesamt ausgebucht. Ein Kopfkissen und eine Wolldecke schön ordentlich auf jeder Matratze hingelegt, lädt den müden Wanderer dennoch ein, sein Haupt niederzulegen und sich auszuruhen
Wie Sardinen liegt man nebeneinander, eingepackt im Schlafsack, Oropax in den Ohren und eine Taschenlampe daneben, falls die Blase mitten in der Nacht drückt…
Wer müde genug ist, schläft wie ein Säugling in den herrlichen Alpenmorgen hinein.
Andere drehen sich mehr wach als schlafend auf den dünnen Matratzen von einer Seite zur anderen und sind heilfroh, wenn die Sonne ihre ersten Strahlen über die Bergspitzen schickt. Noch lange vor dem Frühstück sind sie draussen vor der Hütte, warten auf den Sonnenaufgang und lauschen der erwachenden Bergwelt. Ich gehöre auch zu dieser Gruppe. Der Sonnenaufgang gehört zu den unvergesslichen und schönsten Augenblicken einer Bergtour.
Neben mir schlief eine ältere Frau. Sie war gehörlos, wie auch die anderen von unserer Wandergruppe. Die Gehörlosen haben es ja gut. Das Schnarchen der schon selig Schlafenden lässt sie völlig kalt.
Plötzlich hörte ich im Halbschlaf ein Rufen: „Mama, Mama, ich habe Angst! Es ist so dunkel!“
Ich brauchte einen Moment, um festzustellen, woher das Rufen kam. Es war die Frau neben mir, die vor Angst zitterte und immer wieder nach ihrer Mutter rief.
Sanft berührte ich ihre Schulter und griff nach der Taschenlampe, um im Lichtkegel mit ihr reden zu können.
Sie können ohne Licht nicht schlafen, erklärte sie mir, sie hätte Angst im Dunkeln. Ich platzierte die Taschenlampe so, dass ihre Umgebung etwas erleuchtet war ohne die Nachbarn zu stören und ermutigte sie, nun die Augen zu schliessen und versuchen zu schlafen. Selber legte ich mich so hin, dass ich ihr die Hand reichen konnte. Sie drückte sie ganz fest.
Während ich ihre Hand hielt, beruhigte sie sich zusehends und bald war sie eingeschlafen.
Ich lag noch ein ganzes Weilchen wach. Ihr Hilferuf hat mich eigenartig berührt. Niemand sonst hatte etwas mitbekommen, aber uns beide machte das Erlebnis für den Rest der Wanderwoche zu Verbündeten…
Gäbe es mehr solch lieber Menschen wie Dich, wäre unsere Welt ein klein wenig wärmer und heller!
Ganz liebe Grüße,
Werner
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es gibt sie ja und deshalb ist es nicht ganz so dunkel auf der Welt 😉
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Liebe Brig, Dein Beitrag und Deine Fürsorge für die ältere Frau haben mich sehr bewegt. Du trägst dazu bei, dass unsere Welt ein wenig wärmer wird.
Danke auch für die prächtigen Bilder. Liebe Grüsse, Elisa
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Liebe Elisa, danke für deine lieben Worte. Nun hätte ja jeder gleich gehandelt in meiner Situation. Dass sich die Frau mit ihrem Rufen mir anvertraut hatte (sie wusste ja, dass ich sie hören würde) berührte mich. Sie hat mich dadurch ebenfalls geehrt und beschenkt.
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Toll, wie ich lese, machst du auch Hochtouren?!
Meine größte Hochtour war auch den Ortler (knapp 4000 m hoch), sagt dir vielleicht. Liegt im Schweizer, Südtiroler/Italiener Dreieck, auch nahe an der österreichischen Grenze.
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Nein nein, so hoch wars nicht, aber nichts desto schön 🙂
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