Reformation darf nie aufhören

Anlässlich des Reformationsjubiläums sah ich vor kurzem den eindrücklichen Film über den Schweizer Reformator Ulrich Zwingli. Ich muss schon sagen, dieser Zwingli war für die damalige Zeit ein ganz moderner Mann. Die einen mögen ihn Zwängeler genannt haben, aber er war eben ein ungezwungener, ein lebensfroher Mensch, der mit seiner Befreiungsbotschaft viel bewegt und Gutes geschaffen hat. Entsetzlich ist allerdings die Tatsache, dass er und mit ihm die neue, reformierte Kirche, welche sich kurz vorher im heissen Kampf für Glaubens- und Gewissensfreiheit eingesetzt hat, gnadenlos jene verfolgte, die es mit der Reformation noch genauer nehmen wollten (Geschichte der Täuferbewegung in der Schweiz).

Heutzutage wird bei uns niemand mehr auf Grund seiner Überzeugung verfolgt. Trotzdem geschieht es immer wieder, dass einer zum schwarzen Schaf wird, weil er den Glauben hinterfragt oder eine andere Erkenntnis hat. Unverständnis und das „nicht akzeptiert fühlen“ führt dazu, dass derjenige die Gemeinschaft verlässt. Familiäre und freundschaftliche Beziehungen sind dann plötzlich belastet oder zerbrechen sogar daran.

Was wir darum von der Reformation lernen können ist, dass sie nie aufhören darf in unseren Herzen und wir verstehen müssen, dass wir zwar verschiedene Wege gehen, aber in der Liebe zueinander verbunden sind, weil wir alle dasselbe Ziel haben.
Vor Jahren hat der katholische Theologe Heinrich Fries folgendes gesagt:

«Das Anderssein des andern wird nicht als Fremdheit und Feindseligkeit erfahren,
sondern als Gewinn: Es ist gut, dass du da bist;  durch dich wird mein Eigenes reicher;
ich wäre ärmer ohne dich.»

 

6 Kommentare zu „Reformation darf nie aufhören

  1. Ahoi, liebe Brig,

    der Wunsch nach Einheit (und Harmonie) ist ein tiefst menschlicher – und das auch in Glaubensfragen oder eben auch nur in dem Umgang mit anderen Denominationen.
    Doch auch wie im säkularen Leben, gibt es bei den religiösen Themen die Frage,
    ob sich hinter dem Frieden ein „fauler Kompromiß“ verstecken mag.

    Die Frage ist, auf welcher Basis die „Zusammenkunft“ geschieht.
    Was verwunderlich ist, wie du es kurz angerissen hast, daß die „christliche Basis“ verlassen wird,
    und ganz unchristlich Konflikte entstehen…, so daß der Eindruck entsteht, daß das „Essentielle“ nicht verstanden wird/werden will?

    Bei dem von dir zitierten Theologen hätte ich vor knapp zwei Jahren (als „Voll-Atheist“) auch Buchschmerzen bekommen, denn wenn ich schaue, wo, wie und mit wem er zusammengearbeitet hat, landen wir bei einer Vereinigung, welche vermeintlich hinter den Kulissen, seit knapp 500 Jahren nicht nur nachweislich Dreck, sondern auch Blut am Stecken hat.

    Deren Auftrag es ist, für Einheit zu sorgen…

    Wie ist und war das bei der Reformation?,
    nur aus Glauben, nur die Schrift, nur das Wort???
    Wahrlich ein absolut spannendes Thema – leider habe ich, bis auf wenige Ausnahmen (Olaf Latzel, Hans-Peter Royer (t), Theo Lehmann u.a.) in der Evangelischen Kirche nur noch wenige, welche an der Reformation und ihrem berechtigten Ursprung festhalten;
    und im Wort Gottes sind.
    Mein Fazit: Wycliff, Hus, Luther und Zwingli würden in unser Zeit aus ihren „eigenen“ Kirchen fliegen – die Reformation kontakariert sich gerade selbst und gibt sich „nur des Friedens Willens“ auf.

    Verzeih, das säkulare Hinterfragen, das Rebellische, das Suchen nach „Kausal-Ketten“ erst recht hinter den Vorhängen, habe ich nicht „dran gegeben“.

    Alles Liebe,
    Raffa.

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    1. … ich habe da dann doch noch etwas aus der „Quelle“:

      Mahnung zur Einheit
      Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn: Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander in Liebe ertragend!
      Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens:
      Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung!
      Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist.
      Jedem Einzelnen von uns aber ist die Gnade nach dem Maß der Gabe Christi gegeben worden. Darum heißt es: „Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er Gefangene gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben.“
      Das Hinaufgestiegen aber, was besagt es anderes, als dass er auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde?
      Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte.
      Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Maß der vollen Reife Christi.
      Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum.
      Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus.
      Aus ihm wird der ganze Leib zusammengefügt und verbunden durch jedes der Unterstützung dienende Gelenk, entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils; und so wirkt er das Wachstum des Leibes zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.

      (Epheser 4)

      Liebe Grüße,
      Raffa.

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      1. Raffa, danke vielmals für deine Gedanken zum Thema. Ich kenne Heinrich Fries nicht weiter, als nur dieser Spruch von ihm, der mir gefallen hat und der mir hilft zu reflektieren.
        Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe….ja vor allem die Liebe untereinander ist gefragt. Das ist die grosse Herausforderung! Danke auch für den Text aus Epheser. Liebe Grüsse Brig

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      2. Wenn uns die Liebe und noch so einiges mehr ins Herz geschrieben steht & und uns der Geist in die Wahrheit führt ist eigentlich alles „an Bord“…
        Ergo dürfen wir in uns schauen und auch was das „Handbuch“ angeht wieder etwas von der Tiefe und Wahrheit annehmen (;-)

        Danke liebe Brig und
        liebe Grüße retour,
        Raffa.

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  2. Liebe Brigitte, kennst Du den ausgezeichneten Roman „Das Ketzerweib“ von Werner Ryser über die Verfolgung der Täufer? Wenn nicht, ich kann es Dir bestens empfehlen. Dein Gedanken zum „Zwingli-Film“ gefallen mir. Leider werden Minderheiten noch immer verfolgt. Es lohnt sich bestimmt, dagegen anzukämpfen. Vielen Dank für Deinen Beitrag. Elisa

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